Blogeintrag 266

Pie d'Alesani am 09.06.2014 13:40 (katarina)

Das Kastanien-Rätsel (Foto: katarina , Cap Corse, Korsika, Frankreich am 27.05.2013) [3788]

„Une catastrophe“ sagt Patrizia, die Wirtin des Restaurants U San Petru und der Gîte Communal aus Val d'Alesani. Sie wirkt sichtlich betroffen, ratlos und traurig. Es geht um die Esskastanie, um den Baum, der dieser Region ihren Namen gibt: la Castagniccia.

Les Châtaigniers sind von den Genuesern eingeführt und waren einst das Hauptnahrungsmittel Korsikas, wurden ab den 70ern stark vernachlässigt und sind in den letzten Jahren wieder entdeckt worden. Immer mehr Flächen werden rekultiviert, um leckeres Kastanienmehl, Kastanienmus oder auch Kastanienextrakt für das berühmte Pietra-Bier herzustellen. Auch halb verfallene Kastanien-Mühlen, wie z.B. in Bocognano werden in mühseliger Kollektiv-Arbeit wieder aufgebaut.

Doch seit 4-5 Jahren gibt es einen Parasiten – die Cynipsgalle - die sich in den Blätter einnistet. Erst sieht man an den Blättern kleine Knoten, Wülste. Daraus schlüpfen Insekten, die die Blätter der Kastanien extrem anfressen und somit die Kastanien-Blüten vernichten und die Ernte unmöglich machen.

Die Esskastanien in Italien sind von dieser Krankheit schon länger betroffen. Korsika blieb zunächst als Insel verschont. Doch vor etwa 4-5 kam diese Insekten-Plage auch auf Korsika an. Es gibt keine natürlichen Feinde. Dadurch breitet sie sich schnell aus. Ein milder Winter wie dieser und das Insekt ist fast flächendeckend in der Castagniccia. Eine Katastrophe! Was tun? Darüber unterhalte ich mich mit Patrizia. Es gibt den Versuch diesen Schädling mit einem anderen Insekt zu behandeln: dem Torymus.

Auch versuchen einige aus dem Dorf das Wissen ihrer Vorfahren, die noch enger im Einklang mit der Natur gelebt haben, auszugraben. So z.B.die junge Bergère (Hirtin) hier aus dem Dorf, die guten Ziegenkäse produziert. Lavendel! Lavendel funktioniert. Ein Versuch und es wird erkannt, dass die Larven nicht schlüpfen. Doch wie verteilt man Lavendel – als Huile essentiel– auf alle befallenen Blätter? Und wie kommt man an so viel Lavendel? Am besten wäre es mit einer Drone von oben auf die betroffenen Regionen abzuwerfen, meint Patrizia. Das wäre doch mal eine sinnvolle Verwendung dieser schrecklichen Kriegswaffe! Wahrscheinlicher und effektiver scheint aber das Verfahren mit den Torymus- Insekt. Aber auch das ist ein teures Unterfangen. Die Sorge ist groß, dass ganze Kastanienwälder verschwinden und sich somit die Landschaft stark wandelt.

Mehr Infos zur Edelkastanien-Gallwespe findet ihr hier.

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